Samstag, 19. Januar 2013

Morganatische Ehen in Herrscherhäusern

Morganatische Ehen oder auch "Ehen zur linken Hand" wurden in Adelkreisen geschlossen, wenn einer der beiden Partner nicht Ebenbürtig, das heißt von niederem Stand als der andere war.

Der Partner und die Kinder aus dieser Eheform waren weder Mitglieder der Dynastie noch hatten sie Nachfolgerechte auf den Thron.


Habsburg:

Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Gattin Fürstin Sophie
und den ersten beiden Kindern Sophie und Max von Hohenberg, 1904

Die wohl bekannsteste Ehe zur linken Hand gab es im Hause Habsburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und die böhmische Gräfin Sophie Chotek. Diese wurde zur Fürstin (später Herzogin) von Hohenberg erhoben. Die drei Kinder des Paares Sophie, Maximilian & Ernst trugen den Namen der Mutter.



Hohenzollern:

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen
Gräfin Auguste von Harrach

Nach dem Tod der in Preußen sehr beliebten Königin Luise, einer geborenen Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, im Jahre 1810 blieb König Friedrich Wilhelm III. von Preußen 14 Jahre allein, bis er sich zu einer neuen Ehe entschloss. Die Auserwählte war Gräfin Auguste von Harrach, die nach der Eheschließung zur Fürstin von Liegnitz erhoben wurde. Die Ehe blieb kinderlos.



Württemberg:
Herzog Alexander von Württemberg
Gräfin Claudine Rhédey von Kis-Rhéde






Herzog Alexander heiratete 1835 die Gräfin Claudine Rhédey von Kis-Rhéde, nach der Hochzeit zur Gräfin von Hohenstein ernannt. Das Paar bekam zwei Töchter Claudine und Amalie und einen Sohn. Dieser Sohn, Graf Franz von Hohenstein, machte eine gute Partie und heiratete Prinzessin Mary Adelaide von Großbritannien, eine Enkelin von König Georg III.

Graf Franz wurde zum Herzog von Teck erhoben, er gründete damit die Seitenlinie der Herzöge von Teck im Hause Württemberg. Die Familie lebte in England. Herzog Alexander und Gräfin Claudine sind Großeltern der Britischen Königin Mary, der Gattin von König Georg V. von Großbritannien.


Die Familie Teck in England:
sitzend: Herzog Franz und Herzogin Mary Adelaide von Teck
stehend v.l.n.r.: Alexander, Mary, Adolphus und Francis


Hessen:

Gräfin Julia Hauke und Prinz Alexander von Hessen
 
Julia Hauke war eine Hofdame der russischen Zarin Marie Alexandrowna, geborene Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein. Dort lernte Prinz Alexander sie kennen und lieben. Das Paar mußte Rußland verlassen und heiratete. Julia wurde zur Gräfin (später Fürstin) von Battenberg ernannt. 
 
Die Kinder Prinzessin Marie, und die Prinzen Ludwig, Alexander, Heinrich und Franz Joseph von Battenberg, machten erstaunliche Karrieren: Ludwig wurde Admiral in der britischen Marine und Erster Seelord, Alexander wurde regierender Fürst von Bulgarien und Prinz Heinrich wurde trotz morganaitischer Herkunft Schwiegersohn von Königin Victoria von Großbritannien.


Baden:

Großherzog Karl Friedrich von Baden

Das morganatische Nachkommen nicht immer ohne Thron blieben, kann man am Haus Baden sehen. Großherzog Karl Friedrich von Baden (1728-1811) war zwei mal verheiratet, aus der ersten Standesgemäßen Ehe mit Karoline Luise von Hessen-Darmstadt (1723-1783) hatte er drei überlebende Söhne.

Erbprinz Karl Ludwig von Baden (1755-1801), der noch vor seinem Vater starb und selbst nur einen Sohn den späteren Großherzog Karl (1786–1818), hatte. Beide Söhne von Karl starben früh. Die anderen Söhne Markgraf Friedrich (1756–1817) und Großherzog Ludwig I. (1763-1830) blieben ohne bzw. nur uneheliche Nachkommen.

 Freiin Luise Karoline Geyer von Geyersberg,
spätere Reichsgräfin von Hochberg

Großherzog Karl Friedrich von Baden beschloß 4 Jahre nach dem Tod seiner Frau noch einmal zu heiraten, seine Wahl fiel auf die Hodame seiner Schweigertochter Markgräfin Amalie, Freiin Luise Karoline Geyer von Geyersberg (1768-1820), die 40 Jahre jünger als er selbst war. Mit der Eheschließung wurde Luise Karoline zur Freifrau (später Reichsgräfin) von Hochberg erhoben.

Aus der Ehe gingen vier überlebende Kinder hervor: Leopold (1790-1852), Wilhelm (1792-1859), Amalie (1795-1869) und Maximilian (1796-1882).

Als es 1818 ersichtlich wurde das keiner der Söhne aus erster Ehe einen männlichen Nachkommen haben würde, ließ sich Großherzog Karl beim Fürstenkongress in Aachen die Markgrafenwürde für die morganatischen Nachkommen seines Vaters und der Reichsgräfin von Hochberg bestätigen.

Großherzog Leopold von Baden,
er erbte durch Aussterben der Hauptlinie den Thron Badens

Der älteste Sohn Leopold wurde nach dem Tod von Ludwig I. der neue Großherzog von Baden.

Die Nachkommen von Großherzog Friedrich Karl und der Reichsgräfin von Hochberg regierten bis 1918 im Großherzogtum Baden, bis heute stammen alle gebürtigen Mitglieder des Hauses Baden von ihnen ab. 

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