Mittwoch, 25. November 2015

Die Baronin Spitzemberg über deutsche Fürsten


Hildegard von Spitzemberg (18431914), eine gebürtige Freiin von Varnbüler, war die Ehefrau des württembergischen Gesandten am Berliner Königs- und späteren Kaiserhof der Hohenzollern. In ihrem Tagebuch gibt sie einen interessanten und kritischen Einblick in die untergegangene Welt der Herrscherhäuser. 
Die Anmerkungen in den [] stammen von mir.

13. April 1897

Der Tod des armen Dulders, des Großherzogs [Friedrich Franz III.] von Mecklenburg[-Schwerin], führt in drei Jahren seinen jetzt fünfzehnjährigen Sohn [Friedrich Franz IV.] auf den Thron; in Hessen regiert ein sehr junger, kindischer Fürst [Großherzog Ernst Ludwig]; in Weimar kommt nach dem Tode des Alten [Großherzog Karl Alexander] ein völlig unerzogener törichter Prinz [dessen Enkel Wilhelm Ernst] zur Regierung; in Coburg sitzt ein Engländer [Herzog Alfred, zweiter Sohn von Königin Victoria], in Oldenburg droht eine russische Erbfolge schlimmster Art [welche durch die Geburt von Erbgroßherzog Nikolaus am 10. August 1897 noch verhindert wurden konnte]. Unserm Könige [Wilhelm II. von Württemberg] folgt ein dick österreichisch-katholischer Regent [Albrecht, aus der herzögliche Nebenlinie], dem alten Luitpold [Prinzregent von Bayern] ein erzpartikularistischer Fürst [der spätere König Ludwig III.]; auf den edeln König [Albert] von Sachsen kommt [dessen Bruder] Prinz Georg, beschränkt und sehr jesuitisch, dann sein ganz übler Sohn [Friedrich August III.], roh, ungebildet, mit einer österreichischen Prinzessin [Luise von Toskana] verheiratet, nur Baden hat gute Aussichten im Erbgroßherzog [Friedrich II.] sowohl als im Prinzen Max [dem letzten Kanzler des Kaiserreichs]. Das sind böse Ausblicke, und die Hohenzollern dürfen fest hinstehen, um die deutsche Fahne fest und hoch zu halten!

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