Donnerstag, 13. Februar 2014

Rezension: Die Reisen der Habsburger - Von Kavalierstouren, Brautschau und hoher Diplomatie von Hannes Etzlstorfer


Dieses Mal stelle ich das neue Buch von Hannes Etzlstorfer vor, es geht um die österreichische Kaiserfamilie: Die Reisen der Habsburger - Von Kavalierstouren, Brautschau und hoher Diplomatie. Auf 222 Buchseiten wird hier beschrieben wie, wo und wann die Habsburger unterwegs waren.

Das Buch beginnt mit der Zeit des Spätmittelalter-Kaisers Friedrichs III., als Herrscher war man verpflichtet sich überall sehen zu lassen - ob man Lust dazu hatte oder nicht. Um zu Reisen bediente man sich der Pferdekutsche, was auch für kleinere Strecken Tage oder sogar Wochen dauern konnte bis man am Ziel war. Viele gekrönte Habsburger machten aber gern in jeder noch so kleinen Stadt halt, nicht weil man Besichtigungen machen wollte, sondern weil so die Städte für Gastgeschenke und den Unterhalt für den hohen Besuch aufkommen mussten. Die Habsburger waren meist klamm und nutzen jede Chance um an Geld zu kommen. Kaiser Maximilian I. musste sogar aufgrund seines Lebensstils immer wieder Kredite bei Bankiersfamilie Fugger aufnehmen wenn er in Augsburg war. Auch Kaiser Leopold I. stand wegen der immensen Reisekosten seines Hofes kurz vor dem Bankrott.

In einigen Kapiteln kommen die Habsburger selbst zu Wort - es wird aus Briefen, Memoiren und Tagebüchern zitiert - allerdings in einem alten gewöhnungsbedürftigen Deutsch, in das man sich erst einlesen muss. Hier ist vor allem der Bericht von Kaiser Franz II./I. interessant, der über seinen Besuch im Vatikan und in einem Narrenhaus berichtet. Ein ganzes Kapitel ist den Reisen Kaiser Josef II. gewidmet, der viele Dienst- und Inspektionsfahrten unternahm. Die Reise-Anordnungen des ältesten Sohnes Maria Theresias, wie etwa vor seinem Besuch nicht die Straßen auszubessern, damit er sich einen genauen Eindruck der Umstände machen kann, kamen bei den Provinzen nicht immer gut an. Josef II. besuchte auch andere Höfe, wie z. B. den Friedrichs den Großen, Zarin Elisabeth in Russland und seine Schwester Königin Marie Antoinette in Frankreich.

Neben der Kutsche benutzten die Habsburger für ihre Reisen auch Schiffe und Boote, wie Erzherzog Maximilian, der für seine kurze Zeit als Kaiser von Mexiko mit einem Schiff der kaiserlichen Marine nach Südamerika übersetzte, und Erzherzog Johann Salvator der das Erzhaus verließ, Kapitän wurde und mit seinem Schiff  bei einem Sturm am Kap Hoorn unterging. Später kamen dann noch als Fortbewegungsmittel die Eisenbahn und das Automobil hinzu.

Als Ausgangspunkt für ausgedehnte Reisen empfahl sich hingegen seit jeher der Hafen von Triest, von dem aus schon Kaiser Friedrich III. am 9. August 1436 zu seiner Reise ins Heilige Land aufgebrochen war und der im 19. Jahrhundert schließlich zum Haupthafen der österreichischen Handelsmarine in der Adria aufgewertet wurde. Von hier aus stachen daher auch viele abenteuerlustige Habsburger in See - darunter auch unerschrockene Frauen wie etwa die hochtalentierte Erzherzogin Leopoldine. Die Reisen der Habsburger, Seite 38

Ein anderes Kapitel des Buches dreht sich um Diplomatische Missionen wozu auch Bildungsreisen der jungen Erzherzöge - vor allem nach Italien - zählten. Ein anderer Teil beschäftigt sich mit der Brautschau, bei der die Auswahl nicht groß war, die Heiratskriterien bei den Habsburgern waren streng. Weshalb auch oft innerhalb der Familie geheiratet wurde, was sich bei den Kindern von Franz I. übel rächen sollte. Manchmal kamen die Bräute auch von weiter her: Die Überfahrt der Infantin Eleonore von Portugal zu ihrer Hochzeit mit Friedrich III. war ein wahrer Horrortrip - inklusive Sturm und Piraten.

Im Fokus stehen auch die Fahrten nach Frankfurt zu den Königs- und Kaiserwahlen sowie den dort stattfindenden Krönungen. Natürlich machten die Habsburger auch Ausflüge. Einen besonderen Platz nahmen hier die Wallfahrten ein. Der beliebteste Wallfahrtsort war und ist auch heute noch für die Familie Habsburg Mariazell, wo in der dortigen Basilika die Gnadenstatue Magna Mater Austriae steht. Kaiser Franz Joseph I. verbrachte seine Zeit oft in Ischl, wo auch seine Verlobung mit Herzogin Elisabeth in Bayern gefeiert wurde.

Das letzte Kapitel über die Reisen der Habsburger heißt passenderweise Endstation Kapuzinergruft: Hier wird gezeigt wie z. B. Kaiser Maximilian von Mexiko, Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph in die kaiserliche Begräbnisstätte kamen. Kronprinz Rudolfs Ende wird auch beschrieben, der Doppelselbstmord mit Mary Vetsera, von der der Autor behauptet sie sei bei ihrem Tode schwanger gewesen - was nicht bewiesen ist. Eine Reise nach Sarajevo sollte für Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Herzogin Sophie tödliche Konsequenzen haben - und den Ersten Weltkrieg auslösen. Beide wurden nicht in der Kaisergruft bestattet, sondern in Schloss Artstetten. Der letzte österreichische Kaiser Karl I. musste mit seiner Familie nach dem Ersten Weltkrieg unfreiwillig ins Exil nach Madeira gehen, wo er auch jung starb. Die letzte Beerdigung in der Kapuzinergruft fand im Jahre 2011 statt - Otto von Habsburg, der Sohn Karls I., wurde hier zur ewigen Ruhe gebettet.



Meine Meinung:

Ich fand das Buch unterhaltsam.
Die Teile über die Inspektionsfahrten, die Kaiserwahlen in Frankfurt 
und die Bildungsreisen fand ich am interessantesten.
Auch die Zitate aus den Originaldokumenten gefielen mir gut.  
 Positiv ist auch dass das Buch 37 schwarz-weiße Abbildungen hat.
Zu kritisieren habe ich das es keinen Stammbaum gibt und das einige Fehler, 
wie z. B. falsche Titel vorkommen. 
Für Liebhaber des Hauses Habsburg ist das Werk  
Die Reisen der Habsburger empfehlenswert.



Erhältlich bei: Verlag Kremayr & Scheriau oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: Kremayr & Scheriau (August 2013), Gebunden mit Umschlag, 224 Seiten
ISBN: 978-3-218-00878-5, Sprache: Deutsch, Format: 24,6 x 17 x 2,8 cm
Preis: 24,00 €

2 Kommentare:

  1. Gern lese ich diese Blog. Ich wohne am meisten auf USA und hier schreibt Mann nicht uber Konigliche Families.

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  2. Joseph besuchte Zarin Katharina, nicht Zarin Elisabeth.
    Herzliche Grüße
    Andrea

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