Freitag, 17. April 2015

Rezension: Königin Charlotte von Württemberg – Bebenhausen wurde ihr zur Heimat von Hans Haug


Dieses Mal stelle ich ein Buch über ein Mitglied des ehemaligen württembergischen Königshauses vor: Königin Charlotte. Geschrieben wurde das Werk von Hans Haug. Es hat 128 Seiten und 124 farbige Abbildungen. Im Buch sind vorne und hinten eine ausklappbare Stammtafel und Zeittafel von Charlotte zu finden. Diane Herzogin von Württemberg, die Ehefrau von Carl, dem Chef des Hauses Württemberg, steuerte das Grußwort bei.

Am Anfang stellt der Autor die Heimat und Familie der gebürtigen Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe vor. Geboren und aufgewachsen ist sie im böhmischen Schloss Ratiboritz, welches damals zu Österreich gehörte, als ältestes vom neun Kindern von Prinz Wilhelm zu Schaumburg-Lippe und Prinzessin Bathildis von Waldeck und Pyrmont. Die Kindheit und Jugend verbrachte Prinzessin Charlotte im Kreis ihrer Geschwister, zu denen sie lebenslang ein enges Verhältnis bewahrte. Sie erfuhr eine gute Ausbildung und wurde auch gefördert. Zu Charlottes Hobbies gehörten schießen und auf die Jagd zu gehen.

Als Prinzessin der Sekundogenitur des Hauses Schaumburg-Lippe stand Charlotte nicht im Mittelpunkt, das änderte sich aber mit ihrer Verlobung mit dem württembergischen Kronprinzen Wilhelm. Den ersten Heiratsantrag hatte sie zwar abgelehnt, den zweiten aber angenommen. Die Häuser Württemberg und Schaumburg-Lippe waren über viele Ecken miteinander verwandt,  besonders die schlesische Seitenlinie der Herzöge von Württemberg heiratete dorthin ein. Die Ehe zwischen Kronprinz Wilhelm und Kronprinzessin Charlotte war nicht glücklich, was wohl auch an der Kinderlosigkeit der beiden lag. Mit Pauline, dem einzigen überlebenden Kind aus der ersten Ehe des Kronprinzen, verstand sich die neue Stiefmutter einigermaßen, später wird diese Beziehung sich immer mehr abkühlen.

Fünf Jahre nach der Hochzeit starb dann der alte und kinderlose König Karl I. und sein Neffe bestieg als König Wilhelm II. den württembergischen Thron. Als Königin tat sich Charlotte besonders durch Wohltätigkeit hervor. Sie setzte sich auch für Mädchen- und Frauenbildung ein. Ihrer Mithilfe ist es zu verdanken das Frauen in Württemberg auch studieren durften. Trotzdem schaffte es Königin Charlotte nicht warm mit ihrem Volk zu werden, sie war reserviert und konnte sich nicht beliebt machen. Die Vergleiche mit der charmanten Prinzessin Marie, der verstorbenen ersten Ehefrau von König Wilhelm II., fielen zu ihren Ungunsten aus.

Der meiste Teil des Buches dreht sich um Charlotte und ihre Liebe zu Bebenhausen. Königin Charlotte besuchte mit ihrem Gatten das Jagdschloss Bebenhausen, und war begeistert.


Nun wurde Bebenhausen nicht nur für König Wilhelm II., sondern vor allem für seine Gemahlin, Königin Charlotte, zu einem ganz besonderen Aufenthaltsort. Hier, nahe Stuttgart, in ihrem "lieben Bebenhausen", wie sie es nannten, konnten sie ungezwungen leben, ihren Neigungen nachgehen und Gäste empfangen. Königin Charlotte von Württemberg, Seite 51


Nach Schloss Bebenhausen kamen viele Familienmitglieder auf Besuch, vor allem Charlottes  Schwestern leisteten ihr Gesellschaft. Neben der Jagd hatte das Königspaar eine weitere gemeinsame Leidenschaft: Hunde. Charlotte hatte immer mehrere davon in ihrer Nähe. Auch in Bebenhausen widmete sich die Königin den Bedürftigen, vor allem den Kindern. Sie bekamen Weihnachtsgeschenke und wurden auf Kosten Charlottes bewirtet.

Das Leben als Königin endete für Charlotte nach dem Ersten Weltkrieg und der 1918er Revolution im Deutschen Reich. König Wilhelm II. dankte ab und verließ mit seiner Frau Stuttgart in Richtung Bebenhausen. Hier lebten Wilhelm und Charlotte nun als Herzog und Herzogin von Württemberg. Gut drei Jahre nach dem Thronverzicht ihres Gatten wurde Charlotte Witwe. Der verstorbene König wurde von den Bebenhausenern aufrichtig betrauert. Schloss Bebenhausen wurde nun zu Charlottes Witwensitz. Von hier aus unternahm sie zahlreiche Reisen, Ausflüge und Kuren, bei denen Charlotte von ihren Hofdamen oder Schwestern begleitet wurde.

Ein weiteres Kapitel beschriebt Charlottes Zeit im Zweiten Weltkrieg. Im Gegensatz zu ihrer Stieftochter Fürstin Pauline zu Wied, blieb die ehemalige Königin den Nationalsozialisten fern. Während des Zweiten Weltkrieges nahm Charlotte einen Jungen der Kinderlandverschickung bei sich im Schloss Bebenhausen auf. Das Attentat auf Adolf Hitler, welches von Claus Schenk Graf von Stauffenberg verübt wurde - dem Sohn von Königin Charlottes vormaliger Hofdame Caroline, einer geborenen Gräfin von Üxküll-Gyllenband - brachte Königin Charlotte, die lange mit den Familien Stauffenberg und Üxküll befreundet war, in Schwierigkeiten. Ihre Hofdame Elsa von Falkenstein wurde zwar verhört, die Königin aber in Ruhe gelassen. Noch im gleichen Jahr bekam Charlotte einen Schlaganfall und konnte sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen. In Bebenhausen trafen nach ihrer Vertreibung aus Böhmen auch Charlottes unverheiratete Schwester Alexandra und ihre Schwägerin Antoinette ein. Charlotte, die letzte Königin von Württemberg, erlebte noch das Ende des Weltkrieges, ein Jahr später starb sie in ihrem geliebten Bebenhausen.

Wie schon bei dem Tode des letzten Königs nahm die Bevölkerung regen Anteil an dem Abschied der Königin Charlotte. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Ludwigsburg an der Seite ihres Gatten. Mit Charlotte wurde die letzte deutsche Königin zu Grabe getragen.

Der letzte Abschnitt des Buches sind gesammelte Anekdoten über die Königin Charlotte. Besonders witzig ist, wie Charlotte in einer nach ihr benannten Tropfsteinhöhle festgesteckt ist und nur mir vereinten Kräften befreit werden konnte. Zwei kleine Jungen, die Tee mit der Königin im Negligée haben und zu guter Letzt gibt es noch den Vorfall mit Hans Haug - dem Autor dieses Buches - der für seine Fahrt im königlichen Speiseaufzug Ärger mit Königin Charlotte bekam.



Meine Meinung:
 
Dem Autor ist ein gut lesbares Werk über Königin Charlotte gelungen.
Man erfährt viel über das Leben der Königin, ihre Zeit und
auch die enge Bindung an das "liebe Bebenhausen".
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, besonders die Anekdoten sind gelungen.
 Die vielen Bilder haben mir gefallen, darunter besonders die von der Schaumburg-Lippe Familie, von denen ich die meisten bisher noch nicht kannte.
Auch die Stammtafel ist positiv hervorzuheben.
Nach den vielen Büchern über König Wilhelm II. wurde es mal Zeit,
eine Biographie über Königin Charlotte zu schreiben.
Bravo!
 


Erhältlich bei: Silberburg-Verlag oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: Silberburg (2015), 128 Seiten, Klappenbroschur,
ISBN: 9783842513761, Sprache: Deutsch, Format: 14 x 21 cm
Preis: 14,90 €

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