Donnerstag, 7. Mai 2015

Rezension: Das Haus Windsor und seine deutsche Herkunft von Michael Imhof und Hartmut Ellrich

 
Es ist wieder Zeit für eine Buchbesprechung. Dieses Mal stelle ich "Das Haus Windsor und seine deutsche Herkunft. Die Royals aus Hannover und Sachsen-Coburg & Gotha" von Michael Imhof und Hartmut Ellrich vor. Das Werk hat 173 Seiten und 226 farbige Abbildungen. Am Anfang des Buches findet sich ein Stammbaum der Könige der deutsch-englischen Herrscherdynastien.
 
Der erste Abschnitt behandelt wie unter König Heinrich VIII. von England, der wegen seiner Leidenschaft zu Anne Boleyn, mir der katholischen Kirche bricht und sich zum Oberhaupt der protestantischen Kirche von England ernennt. Heinrich VIII. ist heute vor allem für seine sechs Ehefrauen bekannt, von denen zwei auf dem Schafott endeten. Alle drei ehelichen Nachkommen des Königs - Eduard VI., Maria I. und Elisabeth I. - folgten ihrem Vater als König  bzw. Königin nach. Da alle drei kinderlos bleiben ging der Thron von den Tudors an die schottischen Stuarts über.
 
Der erste englische Herrscher aus dem Hause Stuart war Jakob I., der einzige Sohn von Königin Maria I. von Schottland, die wegen Intrigen gegen Elisabeth I. hingerichtet wurde. König Jakob I., der ebenfalls König von Schottland und Irland war, war der Vater von Elisabeth Stuart und König Karl I., der einen Bürgerkrieg anzettelte und daraufhin Krone und Kopf verlor. Für eine paar Jahre wurde England eine Republik, bis Lordprotektor Oliver Cromwell starb und König Karl II., der im Exil lebende Sohn von Karl I., auf den Thron berufen wurde. Ihm folgte sein jüngerer Bruder Jakob II. nach, der wegen seines Katholizismus sehr unbeliebt im Königreich war.
 
Jakob II. wurde durch seine protestantische Tochter Maria und seinen Schwiegersohn Wilhelm von Oranien vom Thron gestürzt, dies war die sogenannte "Glorreiche Revolution". Königin Maria II. und König Wilhelm III. regierten zusammen, nach dem Tod seiner Frau führte Wilhelm die Regentschaft weiter. Das beide ohne Nachkommen blieben, folgte Marias jüngere Schwester Anna als Königin. Anna I. war zwar 17-mal schwanger, aber keins ihrer Kinder überlebte sie. Um die Nachfolge der katholischen Stuarts, also der Halbgeschwister von Maria und Anna, zu verhindern, wurde eine Thronfolgeregelung beschlossen:


Aufgrund des 1701 vom englischen Parlament verabschiedeten „Act of Settlement” wurde ihre [Elisabeths Stuarts] jüngste Tochter Sophie - die einzige zu diesem Zeitpunkt protestantische Nachfahrin der Könige von England und Schottland nach der Thronfolgerin Anna Stuart - zur Thronerbin beider Länder, und Elisabeth Stuart wurde damit zur Stammmutter aller folgenden Monarchen Großbritanniens. Das Haus Windsor und seine deutsche Herkunft, Seite 52


Im nächsten Kapitel werden die Welfen vorgestellt, die über Braunschweig-Lüneburg (auch Hannover) herrschten und eine der ältesten Adelsdynastien Europas sind. Kurfürstin Sophie von Hannover, Tochter des Friedrich V. von der Pfalz und der bereits erwähnten Elisabeth Stuart, dem "Winterkönigspaar von Böhmen", fiel also die Nachfolge des britischen Königreiches zu. Selbst antreten konnte sie die Thronfolge nicht - Sophie starb kurz vor Königin Anna. Der erste Welfe auf dem britischen Thron wurde ihr Sohn Georg.

Mit König Georg I. beginnt die 123 Jahre lange Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien. Georg I. besuchte auch als britischer König oft seine deutsche Heimat. Er bevorzugte Hannover, weil er hier Alleinherrscher war, in England übte das Parlament die Macht aus. Georg I. wurde von seinem Sohn Georg II. beerbt. Auf Georg II. folgte sein Enkel Georg III., da der Prinz von Wales, Friedrich Ludwig, früh verstorben war. König Georg III. war der erste Welfe, der in Großbritannien populär wurde. Er war ein treuer Gatte und Vater von 15 Kindern. Wegen seiner Sparsamkeit und dem zurückgezogenen, ländlichen Lebensstil wurde er "Bauer Georg" genannt.
Nacheinander wurden dessen Söhne Georg IV. und Wilhelm IV. Könige von Großbritannien.

Weiter geht es mit dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Nach ihren Onkeln wurde Viktoria, das Einzige Kind es Herzogs von Kent, zur neuen Königin. Sie heiratet ihren Verwandten Prinz Albert. Die Ehe wurde von Viktorias Onkel mütterlicherseits Leopold - der den neugeschaffenen belgischen Thron bestiegen hatte - vermittelt. Mit Viktorias Thronfolge endete die Personalunion mit Hannover, denn dort durften nur Männer regieren. Viktorias lange Herrschaft wird auch das "Viktorianische Zeitalter" genannt. Später sollte Viktoria sogar Kaiserin von Indien werden.

Die Verbindungen nach Deutschland blieben während der nächsten Jahrzehnte eng. Von Viktorias und Alberts neun Kinder haben sechs ebenfalls deutsche Prinzen und Prinzessinnen geheiratet. Die älteste Tochter wurde Deutsche Kaiserin und Mutter von Kaiser Wilhelm II. Der zweite Sohn Alfred trat die Thronfolge im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha an, ihm folgte der Neffe Carl Eduard nach. Die zweitgeborene Tochter Alice wurde Großherzogin von Hessen und bei Rhein sowie Mutter der letzten Zarin. Eduard VII. wurde nach dem Tod seiner Mutter Viktoria neuer König.

Eduard VII. war der erste und vorletzte gekrönte Coburger auf Britanniens Thron. Von seinen Eltern unterschätzt und von Staatsgeschäften ferngehalten, schaffte es Eduard einer Epoche seinen Stempel aufzudrücken. Unter ihm beendete England die "splendid isolation". Sein überlebender Sohn Georg V. wurde neuer Herrscher. König Georg V. musste während des Ersten Weltkrieges, wegen antideutscher Ausschreitungen den Namen seines Hauses in Windsor umbenennen. Auf Georg V. folgten seine Söhne Eduard VIII. - der wegen Wallis Simpson abgedankt hat - und Georg VI., der Vater von Königin Elisabeth II. Der im Zweiten Weltkrieg König war.

Seit mehr als 60 Jahren steht Königin Elisabeth II. an der Spitze des britischen Staates. Ihr und ihrer Familie ist das letzte Kapitel dieses Buches gewidmet. Die Königin hat mit Prinz Philip auch einen Mann mit deutscher Herkunft. Das Werk schließt mit dem kleinen Prinzen George, der nicht nur ein Windsor, sondern auch ein Mitglied des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg ist.



Meine Meinung:
 
Das Buch ist mit unzähligen Bildern illustriert.
Die Qualität der Fotos ist gut.
Leider gibt es bei einigen Bildern Fehler bei der Identifizierung.
Das Haus Windsor und seine deutsche Herkunft ist aktuell und reicht von
Heinrich VIII. bis zu Prinz George von Cambridge.
Interessant sind auch die engen Verbindungen der britischen Könige
zu deutschen Fürstentümern und Königreichen.
Wieso den protestantischen Welfen Großbritannien zufiel wird verständlich erklärt.
Ein guter Überblick über die britische Monarchie und die Deutschen an und auf dem Thron.
 


Erhältlich bei: Imhof Verlag oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: Imhof (2014), Gebundene Ausgabe, 176 Seiten
ISBN:  978-3731900405, Sprache: Deutsch, Format: 22 x 28 cm
Preis: 19,95 €

1 Kommentar:

  1. Der Act of Settlement ist alles andere als fair gegenüber den Katholiken.

    Herzliche Grüße

    Andrea

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