Samstag, 18. Mai 2013

Rezension: "Der Franzi war ein wenig unartig" - Hofdamen der Habsburger erzählen von Gudula Walterskirchen


In "Der Franzi war ein wenig unartig": Hofdamen der Habsburger erzählen kommen Frauen vom Wiener Kaiserhof zu Wort. Der Inhalt dieses Buches sind Briefe die von Hofdamen an Verwandte und Freunde geschrieben wurden.

Sie hießen Landgräfin Maria Theresia von Fürstenberg, Baronin Sophie Scharnhorst, Gräfin Marie Festetics, Gräfin Irma Sztáray und Gräfin Agnes Schönborn, sie erlebten Geschichte hautnah mit, wie Revolutionen, Glück, Leid, Tod und schließlich den Untergang der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkrieges. Neben der Hofdamen sind auch die Erinnerungen von  Louise von Sturmfeder, der Aja des späteren Kaiser Franz Josephs, in diesem Buch abgedruckt.

Die Hofdamen-Briefe reichen von der Regierungszeit Kaiser Franz I. von Österreich (er war als Franz II. bis 1806 der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation), über dessen Sohn Kaiser Ferdinand I. der nach der 1848er Revolte abdankt und die Krone seinem Neffen Kaiser Franz Joseph I. überlässt, der bis 1916 regierte. Der letzte Kaiser Österreichs Karl I. muss 1918 ins Exil in die Schweiz gehen, von wo er zwei Restaurationsversuche in Ungarn startete die scheiterten.

Weltpolitik fand bei den Habsburgern am Esstisch statt und drang bis in ihre Schlafzimmer vor.  Kapitel 8, Seite 179 dieses Buches
                
In den Briefen spiegeln sich auch die persönlichen Meinungen wieder, einige der Hofdamen verehrten und vergötterten ihre Herrschaften, andere sind neutral bis kritisch und wieder andere bösartig. Kaiserin Elisabeth kommt bei den meisten nicht besonders gut weg (außer bei den Ungarischen Damen), während ihre Schwiegermutter Erzherzogin Sophie hoch angesehen ist.

Durch das Buch erfährt man einige Neuigkeiten, wie über das Verhältnis von Kaisertochter Marie Louise, sie war mit Napoleon Bonaparte Kaiser der Franzosen verheiratet, zu ihrem Sohn Napoleon II. Franz, der nach dem Sturz seines Vaters den Titel Herzog von Reichstadt verliehen bekam. Durch die bisher unveröffentlichten Memoiren der Gräfin Schönborn wird auch ein neues Licht auf die beiden ungarischen Restaurationsversuche von Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita geworfen. Sie widerlegt damit einige bis heute gängige Mythen über die versuchte Rückkehr auf den Königsthron.

Das Werk beginnt mit einem Vorwort, einer Einleitung, danach folgen die insgesamt 8 Kapitel. Die Autorin Gudula Walterskirchen hat zu jedem Brief hilfreiche Erklärungen angegeben, so das man weiß wer, wo und was genau gemeint ist. In der Buchmitte gibt es auf Tafeln 15 Bilder der oben genannten Hofdamen sowie deren Umgebung zu sehen. Am Ende gibt es den Anhang mit einem Lexikon der Fachbegriffe, einer Zeittafel, einem Stammbaum des Hauses Habsburg, sowie Quellen und Literaturangaben, Anmerkungen und zum Schluss ein Personenregister.

Meine Meinung:
Ich fange heute mal mit der Kritik an: Das Buch ist viel zu kurz.
Ich hätte noch endlos weiter lesen können und mich in die Zeit der
Habsburgermonarchie zurück versetzten können.
Das ist aber das einzige was ich zu bemängeln habe.
Hofdamen sind ein so interessantes und häufig leider unbeachtetes Thema.
Man muss die Autorin wirklich loben, sie ist in die Archive gegangen,
und hat dabei echte Schätze geborgen.
Wie beschrieben erfährt man nach so langer Zeit
noch Neues über die Mitglieder des Kaiserhauses.
Gut gefallen haben mir auch der schöne Bildteil und der Stammbaum.
Bitte mehr davon!
  


Erhältlich bei: Residenz Verlag oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: Residenz (23. April 2013), 256 Seiten
ISBN: 9783701733019
Preis: 21,90 €

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